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Meinung und Haltung - Region38 Studentenstadt Salzgitter?

Anders als die Nachbarstadt Braunschweig kann Salzgitter weder mit dem Nachtleben einer Studentenstadt noch mit besonderem Flair punkten. Jana Kügler zieht nach ihrem ersten Semester an der Ostfalia ein Resümee.

Das Mediengebäude der Ostfalia Hochschule in Salzgitter: Studieren im Grünen im doppelten Sinne. (Quelle: Joshua Müller)

„Leute, die von außerhalb kommen, wissen halt nicht, dass man besser nach Braunschweig zieht als nach Salzgitter.“ Diese Worte begrüßen mich an einem meiner ersten Tage an der Ostfalia Hochschule in Salzgitter. Da ich gerade frisch nach Salzgitter gezogen bin, motivieren mich solche Worte nicht gerade besonders. Von allen Seiten höre ich, dass man als Student in Salzgitter lieber 20 Kilometer weiter nach Braunschweig ziehen sollte. Aber warum eigentlich?

Die Ostfalia bietet attraktive Studiengänge an, die es so nicht überall gibt. Das war nicht nur für mich, sondern auch für die 21-jährige Julia ein guter Grund, sich Salzgitter mal genauer anzusehen. Dass wir nicht die einzigen waren, zeigt die Anzahl der Ostfalia-Studierenden, die sich innerhalb der letzten zehn Jahre mehr als verdoppelt hat. Auch am Standort Salzgitter, der seit 25 Jahren besteht, ist die Tendenz steigend.

Offen gestanden: ohne Auto in Salzgitter ist man schon ziemlich aufgeschmissen. Die Bus- und Bahnanbindung lässt zu wünschen übrig. Sie glänzt nicht nur durch Verspätungen, sodass man den Anschlusszug oder -bus leicht verpasst, nicht selten kommt es vor, dass ein Bus einfach gar nicht kommt. Allerdings muss man auch als Pendler aus Braunschweig oder anderen naheliegenden Standorten auf dem Weg zur Ostfalia die öffentlichen Verkehrsmittel in Salzgitter in Anspruch nehmen. Und die sind ja, wie bereits erläutert, nicht gerade das Gelbe vom Ei. Oft höre ich meine Kommilitonen jammern, dass sie so früh aufstehen mussten, um pünktlich um acht Uhr zur Vorlesung zu erscheinen. Da ist es doch deutlich angenehmer, wenn man näher an der Hochschule wohnt und gegebenenfalls mit dem Fahrrad oder sogar zu Fuß zur Hochschule kommen kann.

Das hat sich auch die 21-jährige Carolin gedacht, die nach einem Semester das Pendeln aus Hannover aufgegeben und sich eine Wohnung nahe der Hochschule gesucht hat. Für sie ist die lange Fahrt nicht nur zeitaufwändig, sondern auf Dauer auch körperlich zu anstrengend.

Dennoch ist Braunschweig eine Großstadt, die mit vielen Freizeitangeboten einiges zu bieten hat. Besonders das Nachtleben ist für viele Studierende ein triftiger Grund in die Großstadt zu ziehen, denn in Salzgitter ist dieses so gut wie nicht vorhanden. Dazu kommt leider, dass man am Wochenende vor sechs Uhr in der Früh mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr zurück nach Salzgitter kommt. Der 22-jährige Viktor und seine Freunde sehen darin aber kein Problem: dann wird die Nacht eben durchgefeiert. Das böse Erwachen kommt für sie erst am Sonntagmorgen, als sie am Bahnhof in Salzgitter Bad feststellen, dass der erste Bus erst zwei Stunden später fährt. Hier ist es wieder von Vorteil, wenn man ein Auto hat oder zumindest jemanden kennt, der eines hat.

Die Wohnungssuche in Salzgitter ist ein eindeutiger Pluspunkt für den Standort. Wohnungen hier sind bezahlbar und es gibt außerdem ein großes Angebot an WG-Zimmern, wenn man lieber in Gesellschaft als allein lebt. Die 20-jährige Leonie überzeugte nicht nur der vergleichsweise günstige Mietpreis, sondern auch die Nähe zum Harz. Sie konnte wie ich ohne lange Wartezeiten ein Zimmer im Studentenwohnheim beziehen. In Braunschweig sieht das ganze schon anders aus. Eine bezahlbare Wohnung nahe der Innenstadt oder des Hauptbahnhofes zu bekommen ist eine große Herausforderung und erfordert nicht zuletzt auch eine Menge Glück. Es gibt sogar Studierende der TU Braunschweig, die sich die günstigen Mietpreise in Salzgitter zunutze machen. Einige von ihnen ziehen eine bezahlbare Wohnung hier einer teuren in Braunschweig vor. Und jetzt mal ehrlich: Ob man nun jeden Morgen zur Hochschule pendelt und dafür nachmittags die Stadt direkt um die Ecke ist, oder morgens einen kurzen Weg hat und gegebenenfalls nachmittags nochmal in die Stadt fährt, ist doch auch kein großer Unterschied.

Der springende Punkt ist doch: Wo fühle ich mich wohl? Jeder hat seine eigenen Wohlfühlfaktoren. Die einen fühlen sich da wohl, wo jeden Abend viel los ist, während die anderen lieber ihre Ruhe haben wollen. Aber viel wichtiger als die Umgebung ist doch, dass ich als Studentin mich am ehesten da wohlfühle, wo andere Studierende sind. Vorzugsweise solche, die die gleichen Interessen mit mir teilen. Und diese kann ich auch in Salzgitter finden.