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Familie und Beziehungen - Junge Mutter, Studium Ohne Mama geht es nicht

Einkaufen, füttern, wickeln und zeitgleich studieren: Für die junge Mutter und Studentin Caro eine Belastung, aber kein Grund für ein Urlaubssemester. Ein Einblick in die Höhen und Tiefen studierender Mütter.

Die Balance zwischen Kind und Studium muss abgewogen werden. (Quelle: iStock)

Caro ist 23 Jahre alt. Vor 13 Monaten kam ihre kleine Tochter Larissa zur Welt. Ein Grund, um ihr zu gratulieren, denn die Kleine bereitet ihr unzählige Glücksmomente. Nur eins fehlt Caro im Moment: Ein Lebenspartner an ihrer Seite. Die Beziehung mit dem Vater des Kindes ging während der Schwangerschaft zu Ende. „Dies lag aber auf keinen Fall an der Schwangerschaft. Es lag einfach an uns beiden und unseren nachlassenden Gefühlen“, verteidigt Caro. Ein Kinderwunsch bestand zwar bei beiden Partnern, aber ernsthaft darüber nachgedacht hat keiner. Es sei der klassische Gedanke „Studium, Beruf, Hochzeit, Kind“ gewesen. Larissa war nicht geplant, aber für Caro kam aus ethischen Gründen eine Abtreibung nicht infrage. Nach der Trennung hat der Vater weiterhin das geteilte Sorgerecht und besucht die Kleine regelmäßig. Dennoch sei es etwas ganz anderes, den Vater als Partner an seiner Seite zu wissen oder eben nur den Vater als Besucher ein paar Tage im Monat zu sehen, weil er Zeit mit der Tochter verbringen möchte.

Caro lebt also, wie knapp 18 Prozent der studierenden Mütter, als Alleinerziehende und ist wieder zurück in ihr Elternhaus gezogen. Der Alltag mit dem Studium wäre für sie ohne Partner nicht zu schaffen. Es gab viele Phasen der Überforderung, vor allem zu Beginn, so Caro. Fütterungszeiten, Wickeln und Beruhigen zu den unmöglichsten Zeiten. Aber ein Urlaubssemester wollte sie nicht einlegen. „Ich wollte so gut es eben ging weitermachen und habe tatsächlich nur zu Beginn wegen Übelkeit und Kreislaufproblemen öfter gefehlt.“

Fünf Prozent der Studierenden sind Eltern
 

Von 2,86 Millionen Studierenden haben fünf Prozent mindestens ein Kind Das sind mindestens 143.000 benötigte Betreuungsplätze. Wer an seiner Uni keinen Platz mehr für sein Kind bekommt oder wenn dort intern keine Betreuungsplätze angeboten werden, muss eine andere Lösung her. Das Kind bleibt in der mütterlichen oder familiären Obhut oder in einer externen Kinderbetreuung.

Caro studiert Tourismuswirtschaft im vierten Semester in Wilhelmshaven. Sie kommt ursprünglich aus Oldenburg, wo sie jetzt wieder wohnt. Sie muss also jeden Tag pendeln, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Inzwischen passt ihre Mutter oft auf die Kleine auf. Aber bald möchte Caro sie entlasten und ihr Kind in eine Betreuung geben: „Mama war lange genug Mutter. Eigentlich hat sie ihre Ruhe verdient. Ich habe manchmal ein schlechtes Gewissen.“ Ihre Mutter, sagt Caro, versucht ihr dieses Gefühl, sie und ihr Kind seien eine Last, zu nehmen. Dafür ist Caro dankbar, denn sie hat schon so mehr Stress als ihre Mitstudierenden. Sie habe immer eine Liste mit Erledigungen im Kopf, die sie nicht auch noch ihrer Mutter aufhalsen möchte – Arzttermine, Grunduntersuchungen, Einkäufe.

An Caros Hochschule werden 45 solcher Betreuungsplätze intern angeboten. Außerdem gibt es ein Büro, welches Babysitter oder Kindertagesstätten in der Stadt an die Mütter vermittelt. Bundesweit

betreiben 55 Studentenwerke 222 Kindertagesstätten. Caro wird bald den Antrag auf so einen Platz in der internen Betreuung stellen. Dennoch wird ein normales Studentenleben mit spontanen Partys, langen Nächten und verschlafenen Tagen nie wieder zu ihr gehören. Hin und wieder, „wenn überhaupt einmal im Monat“, gehe sie mit ihren Freunden aus. Das war ein Vorschlag ihrer Mutter, die ihrem Kind auch Zeit für sich geben möchte in einem Alter, in dem die Ausbildung normalerweise im Vordergrund steht. Jetzt steht die Kleine an erster Stelle, aber Caro bemüht sich, ihr Studium nicht zu vernachlässigen. „Ich bin mittlerweile schon gut in die Rolle hineingewachsen, studierende Mutter zu sein und trotzdem nicht mich selbst oder meine Freunde zu vernachlässigen.“

„Die Kleine steht immer an erster Stelle.“
 

Ihre Freundinnen wissen, dass Caro oft absagen muss und nur selten Zeit hat, umso schöner sei es dann aber, wenn sie mal wieder dabei sein kann. „Und auf einen Kaffee kommen einige Freundinnen auch gern mal vorbei.“ Caro ist zufrieden. Ihre Tochter bereitet ihr so viel Freude, dass sie gern die gestressten Zeiten, in denen sie auch mal nächtelang fast keinen Schlaf bekommt, in Kauf nimmt. Sie weiß, dass sie nicht für immer auf so viel Hilfe von ihrer Mutter bauen kann. Es sei trotz der großen Unterstützung schwierig gewesen, eine gewisse Balance zu finden, aber, so Caro: „Mütter machen das Unmögliche möglich, also schaffe ich das auch. Bald auch ohne die große Hilfe meiner Mutter.“ Dies wäre ohne die große Unterstützung ihrer Mutter eine noch schwierigere Aufgabe gewesen.

Letztendlich zeigt sich, dass jeder selbst entscheiden muss, wie viel mehr Koordination und auch Stress man sich zutraut und wie viel Hilfe von außen kommen sollte. Das erfordert Zeit und Unterstützung von außen. Ein Kind im Studium ist vorstellbar, aber auch nicht der einfachste Weg, um ein Studium erfolgreich zu beenden.