Direkt zu den Inhalten springen

Studium und Arbeit - Unterstützung Finanzspritze 2.0: Studienfinanzierung jenseits von Bafög

Bafög-Bescheide werden häufiger abgelehnt, doch das Finanzierungsproblem von Studierenden bleibt bestehen. Was sind also Alternativen, um Studium und Alltagskosten auch ohne familiäre Unterstützung zu stemmen?

Wie bekommen Studierende finanzielle Unterstützung, wenn Bafög als Option entfällt? Campus38 sagt es euch. (Quelle: iStock/Ken Drysdale)

Seit Einführung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes im Jahre 1971, ist die Kurzform „Bafög“ nicht mehr aus dem Jargon von Studierenden wegzudenken. Mehr noch: Es ist zum festen Inventar des Campus-Glossars geworden und taucht im Universitätsalltag ständig auf. Dabei sinkt die Anzahl der Bafög-Empfänger. Allein im Jahr 2016 gab es 4873 weniger Bafög-Anträge für SchülerInnen und Studierende als im Vorjahr, wie das Landesamt für Statistik in Niedersachsen mitteilt. Einer der wichtigsten Gründe für die Ablehnungen sind dem Deutschen Studentenwerk zufolge die steigenden Löhne in Deutschland. Das Einkommen der Eltern überschreite immer öfter die Grenzbeträge, sodass vielen jungen Erwachsenen kein Bafög zusteht. Dennoch bleibt die Tür zum Studium nicht verschlossen. „In Deutschland gibt es für Studierende mehr Fördermöglichkeiten als man denkt“, sagt Norbert Lammert, ehemaliger Präsident des Deutschen Bundestages. Eine schlechtere finanzielle Ausgangslage ist demnach nicht sofort ein Ausschlusskriterium.

Grundsätzlich sind die während eines Studiums anfallenden Kosten in zwei Bereiche aufzuteilen. Auf der einen Seite stehen die Ausbildungskosten etwa für die Semesterbeiträge. Auf der anderen Seite stehen die auch individuelle Kosten genannten Lebenshaltungskosten: Darunter fallen sämtliche während des Studiums anfallenden Ausgaben wie beispielsweise Wohnungskosten, Fahrtkosten, Lebensmittelkosten, Lehrmaterial, Kommunikation (Telefon, Internet und Rundfunkbeitrag), sowie Ausgaben für den Freizeitbereich. Würde man diese finanziellen Belastungen grob addieren, käme man laut einiger Studienfinanzierungsrechner auf einen geschätzten Betrag zwischen 600 und 1.200 Euro im Monat. Eine Summe, die viele Eltern nicht aufbringen können. „Nicht selten ist dies ein Grund, das Studium endgültig abzubrechen oder gar nicht erst anzufangen“, schreiben Mathias und Luisa Todisco auf ihrem Onlineblog Studierenplus.de. Welche alternativen Möglichkeiten bestehen nun, wenn mir die Grenzbeträge den Zugang zu Bafög verwehren?

Stipendien werden nicht nur nach Noten vergeben


Eine von vielen Studierenden unterschätzte Finanzierungsquelle sind Stipendien: Über keine andere Studienfinanzierung gibt es so viele Vorurteile und Fehleinschätzungen wie bei Stipendien schreibt die nichtkommerzielle Organisation Arbeiterkind.de, die sich für Schüler aus Familien ohne Hochschulerfahrung einsetzt und über 6.000 Ehrenamtliche in ganz Deutschland beschäftigt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen drei großen Blöcken der Stipendiengeber. Beim ersten Block handelt es sich um die 13 Begabtenförderwerke, die überwiegend vom Bundesministerium finanziert werden. Bekannte Stiftungen sind hier beispielsweise die Friedrich-Ebert-Stiftung oder die Konrad-Adenauer-Stiftung. Den zweiten Block bildet das „Deutschlandstipendium“, welches von den meisten Hochschulen in der Regel für ein Jahr vergeben wird. Der dritte Block versammelt schließlich über 2.000 kleine, private Stiftungen.

Im Durchschnitt erhalten Stipendiaten etwa 300 Euro im Monat. Letztendlich kommt es bei der Stipendienvergabe jedoch nicht immer auf die Noten an. Bei Europas größter Stipendienplattform myStipendium zählen über 40 verschiedene Auswahlkriterien, vom Geburtsort über den Beruf der Eltern bis hin zum Studienfach. Mehr als zwei Drittel aller Studierenden haben sich laut dieser Plattform noch nie um ein Stipendium beworben.

Die verschiedenen Formen der Studienkredite sind eine weitere Möglichkeit, ein Studium zu finanzieren. Laut Studienkredit.de werden sie sowohl von staatlicher, als auch von privatwirtschaftlicher Seite aus von unterschiedlichen Banken angeboten. Im Unterschied zu einem üblichen Kredit, werden statt einer einmaligen Zahlung monatliche Auszahlungen gewährt. Dabei erfolgt die Rückzahlung wie bei anderen Krediten auch mit Verzinsung (bei der KfW zum Beispiel etwa 3,49 Prozent) und Tilgung. Die Vielzahl an Kreditangeboten unterscheidet sich hierbei nicht nur von der Höhe des Zinssatzes, sondern auch von verschiedenen Einzelkriterien, welche sich oftmals auch regional unterscheiden können. Zu den bekanntesten in Deutschland zählt der KfW-Studienkredit der drittgrößten Bank Deutschlands. Monatlich können hier bis zu 650 Euro ausgezahlt werden über maximal zehn Semester, in Ausnahmefällen auch 14 Semester. Insgesamt ist dabei eine Finanzierungssumme von 54.600 Euro bei 14 Semester möglich, die in einer maximalen Zeitspanne von 25 Jahren inklusive Zinsen komplett zurückgezahlt werden muss – anders als bei Bafög, wo sich die Rückzahlung auf die Hälfte des bekommenen Geldes beschränkt. Dennoch gibt es auch hier einige Voraussetzungen wie beispielsweise die Bonität oder die Altersgrenze sowie zusätzliche individuelle Kriterien der verschiedenen Banken, welche erfüllt werden müssen.

Private Finanzierung mittels Studienfonds


Eine noch relativ neue Art der Studienfinanzierung sind die Studienfonds, oder oftmals auch Bildungsfonds genannt. Private Anleger investieren hierbei Geld in die Zukunft angehender Akademiker. Die Deutsche Bildung AG beispielsweise unterstützt Studierende aller Fächer. Dabei sind die Höhe und die Dauer der Studienfinanzierung flexibel. Laut dem Portal „Das Online Stipendium & Karrierenetzwerk“ liegt ein wesentlicher Unterschied zu den anderen Finanzierungsmöglichkeiten bei der Rückzahlung: „Wer aus einem Studienfonds gefördert wird, zahlt später einen festen Prozentsatz des Einkommens über eine festgelegte Dauer zurück“. Je nach Fonds des Anbieters liegt der Darlehenshöchstbetrag zwischen 30.000 und 40.000 Euro und ist anders als beim Studienkredit altersunabhängig. Somit können Studierende laut Studienkredit.de monatlich mit einem Betrag von maximal 1.000 Euro unterstützt werden.

Für besonders bedürftige Studierende vergeben die Studentenwerke Mittel über ihre Darlehenskassen. Dies ist zum Beispiel im Studentenwerk Hannover möglich. Das Besondere hierbei ist, dass diese Art der finanziellen Unterstützung zinsfrei, also kostenlos erfolgt. Die Höhe des monatlichen Betrages orientiert sich dabei an den Bafög-Förderungssätzen. Diese Art der Studienfinanzierung ist jedoch nicht für jedermann zugänglich. Laut der Vergabebedingungen des Studentenwerks erfolge die Unterstützung in besonders gerechtfertigten Einzelfällen. Noch seltener und für die meisten Studierenden gänzlich unbekannt ist eine Studienfinanzierung durch gemeinnützige Projekte – ein Beispiel hierfür ist die Solidaris gGmbH im Süden Deutschlands. Die gemeinnützige Gesellschaft vergibt sogenannte Dialog-Stipendien im Wert von 400 Euro pro Semester. Diese richten sich an Studierende, die durch Besuche in sozialen Einrichtungen der Vereinsamung der Senioren in der Gesellschaft entgegenwirken. Als Anerkennung für ihre Besuch- und Betreuungsdienste erhalten sie eine finanzielle Unterstützung für ihr Studium.

Neben den bisher vorgestellten Finanzierungsmöglichkeiten, gibt es darüber hinaus noch weitere Alternativen, ein Studium zu finanzieren. So geht beispielsweise laut einer Umfrage der Jobbörse „Univati“ knapp die Hälfte der Studierenden neben dem Studium arbeiten. Zudem können Studierende, die keinen Anspruch auf Bafög haben, Wohngeld beziehen. Da die Höhe des Wohngeldes von zahlreichen, individuellen Faktoren wie beispielsweise den Mietkosten und dem monatlichen Einkommen abhängt, lässt sich an dieser Stelle kein pauschaler Wert angeben.

Darüber hinaus ist die finanzielle Unterstützung der Eltern nicht zu vergessen, da deren Unterhaltspflicht auch die Finanzierung einer angemessenen Berufsausbildung, zum Beispiel eines Studiums, umfasst. Alles in allem gibt es in der heutigen Zeit eine Vielzahl von Studienfinanzierungen. Auch wenn man sich also vermeintlich in einer schlechteren finanziellen Ausgangslage befindet, heißt dies noch lange nicht, dass ein Studium ausgeschlossen ist.